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Testeritis vor 67 Jahren

Über den Sinn von Objektiv-Kennlinien möchte ich hier nicht diskutieren. Wobei es eine Spezies an Fotografen gibt, die sich an Kennlinien, Randunschärfen, Farbsäumen und MTF-Werten regelrecht erfreuen. Aber nur daran! Diese Krankheit grassiert bis heute. Fragt man bei solchen Theoretikern nach Fotos, die das eine oder andere belegen sollen, waren die Druckerpatronen gerade leer, sind die auf Papier zu belichtenden Fotos noch nicht fertig, oder der USB-Stick mit Belegfotos wurde zu Hause vergessen…

Noch besser hat es einst Ken Rockwell in „Die sieben Stufen von Fotografen (The Seven Levels of Photographers, in German)“ beschrieben:

„Diese Leute sind durch ihren Analysierungswahn gelähmt und bringen nie etwas zustande. (…) Die bei solchen Tests verschwendete Zeit kann nicht eingesetzt werden, nützliche Aspekte der Fotografie zu erlernen und natürlich auch nicht um zu fotografieren. (…) Sie sind bloss an der Ausrüstung um ihrer selbst Willen interessiert.

Sie werden Ihnen Ihre Ohren vollquasseln, wenn Sie dies zulassen. Aber sobald Sie sie danach fragen, ihr Portfolio sehen zu können, verstummt ihr Geschwätz (…)“

Was wurde vor 67 Jahren 1953 getestet? Natürlich auch Nikon Messsucherkamera-Objektive!

In meinem Beitrag hieß es: „Leider ist ein Fachmagazin-Beitrag über den Besuch einer kleinen japanischen Gruppe, die ihre Objektive in einem deutschen Institut testen lassen wollten, in meinem Nirwana verschwunden. (…)

Danke an Wolfram, dass er diesen Bericht so schnell aufgespürt hat! Hier etwas verkürzt:

Statt Begriffe wie „Wunderlinsen“ nachzuäffen, von „Nachahmung“, „ungenügend“, „in keiner Richtung eine ausgesprochene Schärfe“ und „Kontrastleistung gering“ zu schwafeln, demonstrierte die schwedische „FOTO“ in ihrer Septemberausgabe 1953 die Leistung von zwei Nikon Messsucher-Objektiven im Vergleich zu den deutschen Pendants. Selbstverständlich warb die „FOTO“ bereits 1953 für Nikon! In Deutschland völlig undenkbar. Die einmontierte Annonce ist aus dem gleichen Heft!

Die FOTO präsentierte diese Ergebnisse:

Beim „Wettbewerb“ der Lichtstärke f/2 50 mm Objektive liegen das Zeiss Sonnar und das Nikkor dicht beieinander. Bei Offenblende ist das Nikkor einen Hauch besser, bei Blende 8 dafür das Sonnar.

Interessanter der Vergleich der lichtstärkeren Varianten

Bei Offenblende liegen das 1,5/5 cm Leitz Summarit und das 1,4/5 cm Nikkor sehr dicht beieinander, wobei das Nikkor bei Offenblende an den Rändern etwas besser als das Leica-Objektiv ist. Das 1,5/5 cm Zeiss Sonnar würde ich nicht als „abgeschlagen“ werten! Bei Blende 8 ist das Nikkor in der Mitte 10 Punkte besser als das Summarit. Um dann später einen ähnlichen Verlauf zu haben. Das 1,5/5 cm Zeiss Sonnar liegt bei Blende 8 deutlich unter den anderen beiden Kandidaten…

Bemerkenswert noch diese Passage und das Fazit aus dem schwedischen Text:

„Leider sind die Objektive der frühen Nachkriegsjahre recht unterschiedlich in der Abbildungsqualität. Auch bei den teuersten Marken. Nur wenige Branchen sind von einer gleichbleibenden Glasqualität und dem Können ihrer Facharbeiter so abhängig, wie die Objektivfertigung. In den ersten (Nachkriegs-)Jahren hatte Deutschland große Schwierigkeiten mit diesen beiden Qualitätsfaktoren. Toleranzen waren am Anfang ziemlich groß, um schließlich nach unten reduziert zu werden. Der Preis wurde weitgehend durch das Verhältnis zwischen Ausschuss und Gutware bestimmt. Die Situation verbesserte sich allmählich und auch unter dem Druck der aufstrebenden japanischen Konkurrenz.“

Das sieht doch anders aus, als diese unsägliche Verdrehung der Tatsachen:

Fazit der FOTO September 1953

„Bemerkenswert ist, dass die japanischen Nikkor-Objektive in keiner Weise schlechter als die deutschen Zeiss Sonnare sind.

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