Eine fotografische Reise zu Bartgeier, Flamingo und Co. – Text und Bilder von Peter Steven
Es ist wieder so weit – die Koffer sind gepackt, das Ziel klar: Spanien. Wie schon im letzten Jahr führte mich meine Reiseplanung auch im Februar 2025 zurück auf die iberische Halbinsel. Diesmal ging es hoch hinaus – in die Pyrenäen, mit einem ganz besonderen Ziel: die Bartgeier, auch „Knochenbrecher“ genannt, vor die Linse zu bekommen.
Am 9. Februar startete mein Flug ab Düsseldorf Richtung Barcelona. Von dort ging es mit dem Transfer direkt in die Ausläufer der Pyrenäen. In 1.640 Metern Höhe bezogen wir unser Quartier: eine liebevoll hergerichtete Schutzhütte, eingebettet in die winterliche Bergwelt und in unmittelbarer Nähe zu den Fotoverstecken – den sogenannten „Hides“. Mein erstes Bild dieser Reise zeigt mich mit kompletter Ausrüstung und einem atemberaubenden Blick auf die umliegenden Berge. Der perfekte Auftakt.
Die Organisation und Unterkunft lagen in den bewährten Händen von Joachim Griesinger – wie gewohnt lief alles reibungslos. Besonders an diesen Fotoreisen ist aber nicht nur die Natur oder die Technik, sondern vor allem auch der Austausch mit Gleichgesinnten. Unsere kleine Gruppe bestand aus vier Fotografen – zwei aus dem Ruhrgebiet, zwei aus Süddeutschland. Unterschiedliche Blickwinkel, gemeinsame Leidenschaft: Wildlife-Fotografie.
Zielmotiv: Der Bartgeier
Bereits in den ersten Tagen konnten wir die „großen Drei“ der Region fotografieren: Bartgeier, Mönchsgeier und Gänsegeier. Der Bartgeier – unser Hauptmotiv – beeindruckte dabei nicht nur durch seine majestätische Erscheinung, sondern auch durch seine ungewöhnliche Ernährungsweise: Er ist einer der wenigen Vögel, die ganze Knochen verschlingen und verdauen können. Seine Magensäure ist so aggressiv, dass selbst harte Knochen innerhalb weniger Stunden zersetzt werden – eine außergewöhnliche Anpassung.
Technik & Ausrüstung – Das Werkzeug eines Tierfotografen
Für eine fotografische Expedition wie diese ist die richtige Ausrüstung entscheidend. Die Landschaften, das Licht und vor allem die oft scheuen Tiere verlangen Technik, auf die man sich zu 100 % verlassen kann.
Kamera:
Meine Wahl fiel auf die Nikon Z9 – robust, zuverlässig, schnell. Ihre exzellente Bildverarbeitung und hohe Serienbildrate machten sie zum perfekten Begleiter für bewegte Motive.
Objektive im Einsatz:
- Nikon Z800mm f/6.3: Kam zu etwa 35 % der Zeit zum Einsatz – unverzichtbar für weite Distanzen, besonders bei den scheuen Geiern.
- Nikon Z400mm f/2.8: Mit etwa 45 % Nutzung mein „Arbeitstier“. Perfekte Balance aus Reichweite und Bildqualität – ideal für Ansitzszenarien.
- Nikon Z100–400mm: Für flexible Momente und weniger distanzierte Szenen – mit etwa 20 % Nutzung, aber wichtig für schnelle Reaktionen.
Zubehör:
- Fototasche: Die Lowepro Pro Trekker RLX 450 AWII war täglich im Einsatz – unter 10 kg Gesamtgewicht, aber robust genug für das Gebirge.
- Speichermedien: Täglich fielen ca. 3.000 Bilder an. Schnelle 2TB ProGrade CFexpress-Karten waren Pflicht.
- Stromversorgung: Zusätzliche Akkus waren unerlässlich – auch wegen der Kälte in den Höhenlagen.
- Stabilisierung: Der Sirius Gimbal PH20 und der Benro Kugelkopf B2 sorgten für präzise Führung, selbst bei den schweren Teleobjektiven.
Einstellungen:
- Modus: Meist manuell mit automatischer ISO, um flexibel auf wechselnde Lichtverhältnisse reagieren zu können.
- Autofokus: AF-C mit 3D-Tracking und Vogelerkennung, optimiert für kleine Messfelder – perfekt für fliegende Motive.
- Bildrate: Bis zu 20 Bilder/Sekunde, ideal für Flugaufnahmen und dynamische Szenen.
Planänderung: Von der Extremadura ins Ebro-Delta
Eigentlich war im Anschluss ein Abstecher in die Extremadura geplant – mit der Hoffnung, dort Habichtsadler zu fotografieren. Doch wie so oft in der Wildlife-Fotografie gilt: Die Natur diktiert den Ablauf. Die Adler waren ausgeflogen – also entschieden wir uns kurzfristig um und fuhren zum Ebro-Delta.
Dort wurden wir reich belohnt: Flamingos in perfektem Licht, Reiher, Stelzenläufer und viele andere Wasservögel ermöglichten ganz neue Perspektiven. Der Tapetenwechsel tat gut – und zeigte wieder einmal, dass Flexibilität und Geduld zum Handwerk eines Wildlife-Fotografen gehören wie ein gutes Objektiv.
Persönliches Fazit
Diese Reise hat mich nicht nur fotografisch, sondern auch menschlich bereichert. Mein besonderer Dank gilt meinem Freund Robert – ohne ihn hätte ich nie zur Wildlife-Fotografie gefunden. Seine Begeisterung hat mich angesteckt – und lässt mich bis heute nicht mehr los.